Abonnieren
Neuigkeiten
Neuigkeiten
6 November 2020

20. Ukraine-Frühstücksgespräch: "COVID-19 in der Ukraine: Wirtschaftliche Konsequenzen für ausländische Investoren und lokale Unternehmen"

Wie hat die ukrainische Regierung auf die COVID-19-Pandemie reagiert, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen? Wie effektiv waren diese Maßnahmen? Und wie kann die EU die Ukraine kurz- und langfristig unterstützen? Im Rahmen des 20. Ukraine-Frühstücksgesprächs zum Thema “COVID-19 in der Ukraine: Wirtschaftliche Konsequenzen für ausländische Investoren und lokale Unternehmen”, das am Donnerstag, dem 5. November 2020, stattfand, versuchten Expert:innen und Teilnehmer:innen gemeinsam diese Fragen zu beantworten. Einmal mehr als virtuelle Veranstaltung durchgeführt, bestätigte die Debatte die Relevanz eines regelmäßigen Austauschs zu aktuellen Fragen im deutsch-ukrainischen Kontext.

Das Gespräch wurde von der IEP-Direktorin Dr. Katrin Böttger mit einer Begrüßungsrede über die Bedeutung des deutsch-ukrainischen bilateralen Austausches, insbesondere in Zeiten von Covid-19, eröffnet. Es folgten Inputs zur mikro- und makroökonomischen Situation in der Ukraine, die von unseren Gastredner:innen Oksana Kuziakiv, Jean-Erik de Zagon und Robert Kirchner vorgetragen wurden. Oksana Kuziakiv ist Geschäftsführerin am Institut für Wirtschaftsforschung und Politikberatung (IER) und Jean-Erik de Zagon ist Leiter der Vertretung bei der Europäischen Investitionsbank (IEB) in Kyjiw. Dritter und letzter Redner war Robert Kirchner, stellvertretender Teamleiter bei Berlin Economics. Im Anschluss an diese drei Input-Präsentationen führten die Teilnehmer:innen eine lebhafte Diskussion über die Covid-19-Gegenmaßnahmen und deren Auswirkungen auf das Geschäftsklima in der Ukraine.

Die ukrainische Wirtschaft, die seit 2015 bedeutende Fortschritte gemacht hat, wurde von der COVID-19-Pandemie, mit einem prognostizierten BIP-Rückgang von 7% für 2020, schwer getroffen. Das Land wird internationale Hilfe benötigen, um die gegenwärtige Krise zu überwinden. Die Expert:innen wiesen aber darauf hin, dass die Ukraine zuvor auf einem guten Weg gewesen sei: Die Ukraine konnte die Renditen von 11% im Jahr 2018 auf weniger als 6% im Jahr 2019 senken, während die ausländischen Direktinvestitionen (FDIs) seit 2015 langsam, aber stetig gestiegen sind. Als jedoch im Frühjahr 2020 die Quarantänemaßnahmen angekündigt wurden, begannen die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte zu schwinden.

Dennoch waren die Aussichten im Oktober 2020 nicht so schlecht wie erwartet: Einige Sektoren, z.B. der Einzelhandel, kehrten zu neuer Stärke zurück und verzeichneten zweistellige Wachstumsraten. Andere Wirtschaftsbereiche schnitten weniger gut ab, da die Produktion der Industrie aufgrund fehlender Auslandsnachfrage und ungünstiger Bedingungen für die landwirtschaftliche Produktion unter dem Niveau von 2019 blieb. Auf die Frage nach der Zukunft ihrer Unternehmen bleiben die meisten Unternehmer jedoch positiv gestimmt und erwarten ein Ende der Krise innerhalb der nächsten zwei Jahre.

Die Gründe für die generell optimistische Aussicht beziehen sich direkt auf nationale und internationale Finanzhilfemaßnahmen und ‑politik: Erstens stellte die ukrainische Regierung eine Reihe von Programmen zur Unterstützung von Unternehmen bereit, wie z.B. eine zeitweilige Aussetzung von Kreditrückzahlungen (März bis Mai 2020), Steuervergünstigungen und direkte finanzielle Unterstützung. Zweitens investierte die Europäische Investitionsbank (EIB) in die Infrastruktur der Ukraine mit Programmen, die auf die Modernisierung des Landes und die Neuzuweisung bestehender Kredite abzielen. Darüber hinaus wurden die vertiefte und umfassende Freihandelszone (DCFTA) und die anschließende Ausweitung des Handels mit der EU und Deutschland als Erfolgsgeschichte dargestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die COVID-19-Pandemie zwar kurzfristig erhebliche negative Auswirkungen auf das Land hatte, die langfristige Perspektive jedoch Raum für Optimismus lässt. Die Ukraine ist auf einem guten Weg, und die wirtschaftliche Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen lässt auf eine bessere Zukunft nach dem Ende der Pandemie hoffen.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Europäischen Investionsbank (EIB) organisiert.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts GURN statt. Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht auf der Seite des Instituts für Europäische Politik, IEP Berlin, Projektpartner im GURN-Netzwerk.

Share
Print